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Wochenrückblick Zensur: Inhaftierte Schriftsteller haben keine medizinische Hilfe bekommen

Februar 2, 2021
5 Minuten Lesezeit
Im vergangenen Jahr wurden mindestens sechs Mitglieder des iranischen Schriftstellerverbands verhaftet, verurteilt oder zur Verbüßung ihrer Strafe ins Gefängnis geschickt.
Im vergangenen Jahr wurden mindestens sechs Mitglieder des iranischen Schriftstellerverbands verhaftet, verurteilt oder zur Verbüßung ihrer Strafe ins Gefängnis geschickt.
Alireza Nouri, Schriftsteller, Dichter und Mitglied des Schriftstellerverbandes, wurde am 11. Februar in seinem Haus von der Sicherheitspolizei in Hamadan verhaftet und ins Gefängnis gebracht.
Alireza Nouri, Schriftsteller, Dichter und Mitglied des Schriftstellerverbandes, wurde am 11. Februar in seinem Haus von der Sicherheitspolizei in Hamadan verhaftet und ins Gefängnis gebracht.
Arash Ganji, Schriftsteller, Übersetzer und Vorstandssekretär des Schriftstellerverbands, wurde zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt.
Arash Ganji, Schriftsteller, Übersetzer und Vorstandssekretär des Schriftstellerverbands, wurde zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt.
Reza Moeini, Leiter des Iran-Referats von Reporter ohne Grenzen, sagte, die Verhaftungen zeigten die anhaltende Unterdrückung der Meinungsfreiheit durch Iran.
Reza Moeini, Leiter des Iran-Referats von Reporter ohne Grenzen, sagte, die Verhaftungen zeigten die anhaltende Unterdrückung der Meinungsfreiheit durch Iran.

Dientag, 16. Februar 2021

Im vergangenen Jahr wurden mindestens sechs Mitglieder des iranischen Schriftstellerverbands verhaftet, verurteilt oder zur Strafvollstreckung ihrer Verurteilungen ins Gefängnis geschickt, was den zunehmenden Druck auf Schriftsteller im Iran verdeutlicht. Der iranische Schriftstellerverband wehrt sich jedoch weiterhin im Rahmen seiner verbliebenen Macht gegen Repressionen und Einschränkungen.

Seit dem 21. Dezember 2020 gehören Arash Ganji, Amin Moradi, Baktash Abtin, Reza Khandan Mahabadi, Keyvan Bajan und Alireza Nouri zu den Mitgliedern des Schriftstellerverbands, die entweder verhaftet wurden, denen ein Gerichtsverfahren droht oder die ihre Haftstrafen verbüßen müssen, während die Covid-19-Pandemie jeden Tag Hunderte von Iranern und Iranerinnen kostet.

Und seit dem 19. Januar 2021 werden zwei Mitglieder des Schriftstellerverbands, die sich bereits im Evin-Gefängnis befinden, daran gehindert, aus dem Gefängnis in ein Krankenhaus gebracht zu werden, um dort wegen Krankheit behandelt zu werden.

„Der Schriftstellerverband Irans ist die älteste zivilgesellschaftliche Organisation und gleichzeitig verboten im Iran, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart“, sagt Reza Moeini, Leiter des Iran-Referats von Reporter ohne Grenzen, gegenüber IranWire. „Diese Organisation wurde sowohl vor und nach der Revolution von 1979 als auch danach von den Regierungen angegriffen, aber nach der Islamischen Revolution und seit Beginn der Islamischen Republik wurde sie noch stärker angegriffen. Seitdem beobachten wir nicht nur Schikanen, Verhaftungen und Inhaftierungen ihrer Mitglieder, sondern auch die Ermordung und Hinrichtung einiger von ihnen. Angefangen bei Saeed Sultanpour, der 1981 hingerichtet wurde, über Mohammad Jafar Pouyandeh und Mohammad Mokhtari, die 1998 getötet wurden, bis hin zu anderen Mitgliedern, auf die gescheiterte Attentatsversuche verübt wurden, bis hin zu den vielen Mitgliedern der Vereinigung, die ins freiwillige Exil gezwungen wurden.“

Moeini sagte, dass acht Mitglieder des Schriftstellerverbands derzeit in Gerichtsverfahren verwickelt sind, und fügte hinzu, dass diese zeigen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit und deuten darauf hin, dass die älteste zivile Institution Irans immer noch vom Regime mit Füßen getreten wird.“

Alireza Nouri, ein Schriftsteller, Dichter und Mitglied des Schriftstellerverbands, wurde letzte Woche, am 11. Februar, von der Geheimdienst- und Sicherheitspolizei der Stadt Hamadan in seinem Haus verhaftet und in das Hamadan-Gefängnis überführt, um eine zweijährige Haftstrafe zu vollstrecken.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur für Menschenrechtsaktivisten wurde Nouri im Juni 2017 in der Zweigstelle 104 des Strafgerichts von Hamadan wegen „Beleidigung der Heiligkeit“ angeklagt und später zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Der Beweis für die Anschuldigung waren seine Gedichte, die das Gericht als “beleidigende Gedichte im Cyberspace“ bezeichnete.

Nouri legte gegen das Urteil Berufung ein, sie wurde aber im November 2017 abgelehnt und das Urteil eins-zu-eins bestätigt. Zweieinhalb Jahre später wurde er am 22. Juni 2020 zur Zweigstelle 5 der Strafvollstreckungsbehörde von Hamadan vorgeladen, um seine Strafe zu verbüßen. Doch dann wurde ihm mitgeteilt, dass sich die Vollstreckung aufgrund des Ausbruchs des Coronavirus verzögert.

Ein paar Monate später, während die Pandemie im Iran weiter andauert, wurde Nouri ohne Vorankündigung ins Gefängnis verlegt, um seine Strafe zu verbüßen.

Gleichzeitig wurde Arash Ganji, Schriftsteller, Übersetzer und Sekretär des Vorstands des Schriftstellerverbands, vom Revolutionsgericht wegen der Übersetzung eines Buches zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt.

Er wurde am 22. Dezember 2019 von Sicherheitskräften festgenommen und in die Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses verlegt, die dem Ministerium für Nachrichtenwesen, also dem Geheimdienst unter der Regierung, unterstellt ist. Am 19. Januar 2020 wurde er gegen eine Kaution von 450 Millionen Toman freigelassen. Nach mehreren Gerichtsverhandlungen in der Zweigstelle 28 des Revolutionsgerichts wurde Ganji wegen „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“, „Propaganda gegen das Regime“ und „Mitgliedschaft und Zusammenarbeit mit einer regimefeindlichen Gruppe“ zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt.

Sein Anwalt, Nasser Zarafshan, teilte den Medien mit, dass die Anklage gegen Ganji wegen der Übersetzung eines Buches mit dem Titel „Kleine Schlüssel, große Tore“ erfolgt habe. Das Buch beschäftigt sich mit den Entwicklungen in syrischen Kurdistan. Ganji wartet nun auf das endgültige Urteil des Gerichts.

Amin Moradi, Dichter und weiteres Mitglied des Schriftstellerverbands, wurde am 28. November 2020 in seinem Haus verhaftet und ins Evin-Gefängnis gebracht. Nach 10 Tagen wurde er am 7. Dezember 2020 gegen eine Kaution von 500 Millionen Tomans freigelassen. Über den Grund seiner Verhaftung wurde in den Medien noch nicht berichtet, aber es wird befürchtet, dass er erneut verhaftet oder verurteilt wird.

Baktash Abtin, Reza Khandan Mahabadi und Keyvan Bajan, die in einem gemeinsamen Verfahren wegen „Maßnahmen gegen die nationale Sicherheit“ und „Propaganda gegen das Regime“ in zwei Fällen verurteilt worden sind, wurden am 11. Oktober 2020 zur Vollstreckung ihrer Strafen in das Evin-Gefängnis verlegt. Freunde und Mitglieder des Schriftstellerverbands begleiteten sie vor das Evin-Gefängnis, um gegen das Urteil zu protestieren.

Der Schriftstellerverband hat erklärt, dass Reza Khandan Mahabadi und Keyvan Bajan medizinische Behandlung benötigen. Sie wurden jedoch daran gehindert, ins Krankenhaus gebracht zu werden.

Reza Khandan Mahabadi leidet an Bluthochdruck und Arthrose im Nacken. Keyvan Bajan leidet an einer Schilddrüsenerkrankung.

Eine Geschichte der Unterdrückung

Der Schriftstellerverband wurde im Mai 1968 als kulturelle Gruppe, Gewerkschaft und gemeinnützige Einrichtung gegründet. Neunundvierzig Schriftsteller gründeten den Verband, darunter die prominenten wie Simin Daneshvar, Bahram Beizaei, Gholam Hossein Saedi, Houshang Ebtehaj, Jalal Al-Ahmad, Ahmad Reza Ahmadi, Mohammad Ali Sepanlou, Siavash Kasraei und Nader Naderpour.

Im Jahr 1994 führte der Text „Wir sind Schriftsteller“, der später als „Text der 134“ bekannt wurde, zu Verhaftungen, gescheiterten Attentatsversuchen und anschließenden Morden. In dem Text riefen 134 Schriftsteller:innen, Literaturkritiker:innen, Übersetzer:innen und Dichter:innen zur Meinungs- und Äußerungsfreiheit auf und protestierten gegen die staatliche Zensur. Doch der Brief führte zu einem berüchtigten Angriff auf einen Bus in Armenien, am 6. August 1996, auf Befehl des Geheimdienstministeriums. Der Bus befand sich an Bord von 20 prominenten iranischen kulturellen Persönlichkeiten und sollte von einer Klippe stürzen - doch der Anschlag scheiterte.

Bei einem späteren Mordversuch des iranischen Geheimdienstministeriums wurden zwei Mitglieder des Schriftstellerverbands gezielt getötet: Jafar Pouyandeh und Mohammad Mokhtari.

In den letzten drei Jahrzehnten haben sich die Verhaftungen von Mitgliedern des Schriftstellerverbands, darunter dem Journalisten Faraj Sarkohi, fortgesetzt. Mindestens vier Mitglieder befinden sich noch immer im Gefängnis und zwei weitere warten auf ihre Verurteilung oder Bestätigung.

Viele Mitglieder des Verbandes haben sich aufgrund der Intensität des Drucks, dem sie ausgesetzt waren, entschieden, ihr Heimatland zu verlassen.

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