Inmitten der sich verschärfenden Coronavirus-Krise schlagen Beamte Neujahrs-Pauschalreisen vor

Donnerstag, 25 Februar 2021

Die Provinz Khuzestan im Südwesten Irans befindet sich immer noch in einer kritischen Situation. Mediziner und Lokalpolitiker haben die Regierung um einen zweiwöchigen Lockdown der Provinz gebeten, aber es ist ihnen noch nicht gelungen, die Entscheidungsträger in Teheran davon zu überzeugen, dass eine totale Quarantäne in diesem verarmten Teil des Landes dringend notwendig ist.

In den vergangenen zwei Wochen ist die Zahl der ambulanten Patienten im ganzen Land gestiegen. Der Gesundheitsminister hat bestätigt, dass die neue Variante des Coronavirus, die zum ersten Mal in Großbritannien identifiziert wurde, nun alle 31 Provinzen erreicht hat. Trotzdem wurden keine weiteren Beschränkungen verhängt. Stattdessen hat das Tourismusministerium die Idee von bezahlten Pauschalreisen durch das Land zum iranischen Neujahrsfest vorgestellt - als Mittel zur Bekämpfung des Coronavirus.

Ständige Appelle zum Lockdown der Khuzestan-Provinz

Der Anstieg der Neuinfektionen in Khuzestan hält an. Alle 11 iranischen Städte, in denen derzeit Alarmstufe Rot, also die höchste Pandemie-Alarmstufe, gilt, liegen in dieser Provinz. Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen können nicht in Städte von Khuzestan einfahren und solche mit lokalen Kennzeichen können diese auch nicht verlassen. Auch Straßen aus den benachbarten Provinzen Ilam und Lorestan sind gesperrt.

Nach Angaben von Karim Hosseini, dem Vorsitzenden der Gesellschaft der Parlamentsabgeordneten der Provinz Khuzestan, haben der Provinzgouverneur und anderer Provinz-Behörden formelle Anträge für einen zweiwöchigen Lockdown bei der Nationalen Taskforce für Kampf gegen Coronavirus eingereicht. Frühere Anträge wurden auch von den lokalen Gesundheitsämtern und den Präsidenten der großen Krankenhäuser in der Hauptstadt von khuzestan, Ahvaz, gestellt, aber die Nationale Taskforce hat daraufhin keine Maßnahmen ergriffen.

Krankenhauspersonal in Ahvaz sagen, dass alle Intensivstationen in der Stadt jetzt an der Kapazitätsgrenze sind und nur wenige Betten in anderen Abteilungen verfügbar sind. „Der Mangel an Krankenhausbetten ist in Ahvaz noch größer, weil andere Städte weniger spezialisierte Einrichtungen haben und die Patienten nach Ahvaz geschickt werden“, sagte Dr. Farhad Soltani, Vizepräsident der Jundishapur Universität für medizinische Wissenschaften in Ahvaz. „Wir haben auch einen Mangel an Krankenschwestern in allen Ahvazer Krankenhäusern.“

Neujahrsreisen erlaubt

Trotz aller Warnungen vor Neujahrsreisen gab das iranische Tourismusministerium bekannt, dass es eine offizielle Genehmigung für die Organisation von begrenzten Inlandsreisen während der Feiertage erhalten hat. „Wir haben von der Nationalen Taskforce für Kampf gegen Coronavirus die Erlaubnis für begrenzte Nowruz-Reisen erhalten“, teilte Vali Teymouri, der stellvertretende Tourismusminister, am 23. Februar mit. Ziel ist es offenbar, die schwächelnde Tourismusbranche wieder anzukurbeln, die seit dem Ausbruch des Coronavirus zwangsläufig in eine Flaute geraten ist.

„Wir schlagen zwei Reisemodelle vor, die nach den Gesundheitsvorschriften im Land umgesetzt werden können“, sagte Teymouri letzte Woche. „Das erste Modell für das iranische Neujahrsfest schlägt Reisen in Form von Pauschalreisen vor. Durch Pauschalreisen profitieren die Reisenden von den Dienstleistungen, die von der Tour angeboten werden. Sie werden in autorisierten Unterkunftszentren [und Reisezielen] unter der Aufsicht des Ministeriums für Tourismus bleiben.“

Im zweiten Modell, fügte Teymouri hinzu, werden die Menschen nicht auf Touren gehen, aber wenn sie in ihre Zielstadt reisen, werden sie in autorisierten Unterkunftszentren unter der Aufsicht des Ministeriums bleiben, um „alle Gesundheitsvorschriften zu erfüllen und die öffentliche Gesundheit zu bewahren“. Die Iraner machen traditionell Hunderttausende von Inlandsreisen während der Neujahrsfeiertage, wenn die meisten Geschäfte, Betriebe und Firmen geschlossen sind, ebenso wie die Schulen.

Letzte Zahlen

Am Donnerstag, den 25 Februar, teilte die Sprecherin des Gesundheitsministeriums Sima Sadat Lari mit, dass in den vergangenen 24 Stunden bis Donnerstagmittag 8.206 neue Infektionsfälle registriert wordens seien. 687 von den neuen Infizierten sind ins Krankenhaus eingeliefert, sagte sie.

In diesem Zeitraum hätten 94 Iraner und Iranerinnen an oder mit Coronavirus gestorben, fügte Lari hinzu. Damit erreicht die offizielle Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Coronavirus in Iran 59.830.